Norwegen

 

„Norwegen ist ohne Zweifel einer der schönsten Orte auf Erden. Es ist die Heimat von mehr Naturwundern als wir zählen können und hat beeindruckende Städte, eine faszinierende Geschichte und wirklich glückliche Menschen. Norwegen ist nicht billig. Aber es ist es wert." - Huffington Post

 
 

Samstag, 17.09.2016: Um kurz nach 17:00 Uhr fahren wir zum Anleger der Stena-Line, sind wenig später an Bord der Stena Germanica und beziehen unsere Kabine. Bei bewölktem Himmel und Sonnenschein genießen wir den ungewohnten Ausblick auf Kiel und die Kieler Förde. Noch vor der eigentlichen Abfahrtzeit  um 18:45 Uhr legen wir ab. Die Sailing Yacht A, das größte Segelschiff der Welt und Mein Schiff 4 sind Highlights im Kieler Hafen. Nach einer Stunde haben wir die Höhe Laboe bzw. Schilksee erreicht und wir tun es der Sonne gleich und ziehen uns zurück. Ein leckerer Burger mit Pommes in einem der Bordrestaurants sorgt für die nötige Stärkung. Wir machen es uns in unserer Kabine gemütlich, können aber aufgrund der etwas harten Kojen und der ungewohnten Geräusche nicht so gut schlafen.

Sonntag, 18.09.2016: Gestärkt durch ein Frühstücksbuffet beobachten wir das Einlaufen in den Hafen von Göteborg. Auch heute ist es zunächst bedeckt aber mit gut 15 Grad recht mild. Auf der E6 verlassen wir die Stadt in nördlicher Richtung. In Stenungsund biegen wir ab und fahren auf die Insel Tjörn. Bohuslän heißt die Küstenregion nördlich von Göteborg und sie hat Einiges zu bieten: Raue und schroffe Küsten, malerische Buchten und verträumte Dörfer. Eine Landschaft ganz nach unserem Geschmack. Unser erstes Ziel ist Skärhamn, wo wir auf dem Parkplatz des Nordischen Aquarellmuseums zunächst noch etwas Schlaf nachholen, da das Museum erst um 12:00 Uhr öffnet. Das Museum wurde im Sommer 2000 als Stiftung aller fünf nordischen Länder eröffnet. Ausstellungen, Atelierbesuche und Kurse werden angeboten. Wir sehen uns die Bilder der schwedischen Malerin Birgit Broms an, deren Ausstellung heute den ersten Tag zugänglich ist. Die Ausstellung spricht uns allerdings nicht so an, wie die Bilder von Anders Zorn bei unserem ersten Besuch 2004. Nach einem Bummel am Hafen von Skärhamn verlassen wir die Insel Tjörn und fahren weiter auf die Insel Orust. Wir umfahren die Gullmarn-Bucht und nehmen für eine kurze Strecke wieder die E6. In Hunnebostrand finden wir auf dem Stellplatz am Hafen einen Platz für die Nacht. Nachdem wir uns eingerichtet haben schlendern wir am Hafen entlang und durch den kleinen Ort. Mit der Freiluftausstellung Udden Skulptur 2016, die die Arbeiten von 14 internationalen Künstlern zeigt, beenden wir unseren Rundgang. Nach einem leckeren Abendessen machen wir es uns in unserem Roadrunner gemütlich.

Montag, 19.09.2016: Wir können sehr gut und lange schlafen. Gut erholt beginnen wir den Tag mit einem Besuch von Nordens Ark. Die Arche des Nordens ist kein gewöhnlicher Zoo, sondern hat sich auf vom Aussterben bedrohte Tierarten spezialisiert. Das Ziel ist die Auswilderung von in Gefangenschaft gezüchteten Tieren. Rund 70 Tierarten leben hier in naturnahen Gehegen und können von erhöhten Stegen aus oft ohne Zaun beobachtet werden. Wir verbringen vier Stunden in dieser sehr schönen Anlage und stärken uns im Auto erst einmal mit einem Müsli. In Hamburgsund kaufen wir ein, essen ein Eis und sehen uns die Fischerhütten, Bootsstege und die vorgelagerte Insel an. In dem kleinen Ort Fjällbacka, der dank seiner malerischen Lage zu Füßen des Vetterberges als schönster Ort der Westküste Schwedens gilt, wollen wir eigentlich auf dem Campingplatz übernachten. Da die Rezeption nicht besetzt ist, suchen wir uns einen Platz und stellen unsere Stühle auf einen Nachbarplatz in die Sonne. Der Betreiber des Platzes verscheucht uns sehr unfreundlich mit der Begründung, dass dies ein Platz für Dauercamper sei. Als ich dann unseren Platz bezahlen will, akzeptiert er keine Kreditkarte und wir verlassen diesen ungastlichen Ort. Auf einem Parkplatz am Ortsrand von Fjällbacka finden wir einen Stellplatz für die Nacht und ein weiterer Camper gesellt sich zu uns.

Dienstag, 20.09.2016: Wir beginnen den Tag mit einem Rundgang durch Fjällbacka. Am Hafen steht eine Büste von Ingrid Bergmann, die sich zu Lebzeiten gerne hier aufgehalten hat und deren sterbliche Überreste hier im Meer bestattet wurden. Unser letzter Stopp in Schweden ist Vitlycke, einige Kilometer südlich von Tanunmshede. Hier sehen wir uns die von der UNESCO als Weltkulturerbe unter Schutz gestellten Hällristningar,  bis zu 3.000 Jahre alte Felsgravuren an. Die Menschen der Bronzezeit haben hier sich selbst, Boote, Symbole, Waffen und ihre Beutetiere verewigt. Im Museum kauft Geli sich ein Armband aus Bronze und wir stärken uns im Café mit selbstgebackenem Kuchen. Wir fahren auf die E6 und fahren ohne weitere Pause weiter nach Norwegen. Hier ist die E6 mautpflichtig und wir werden an jeder Mautstation gefilmt und bekommen dann später die Rechnung zugeschickt. Wir tanken und kaufen zwei große Schaumküsse für später. Über Oslo, oder besser gesagt unter Oslo hindurch, erreichen wie die E16 und finden in Utvika auf dem Campingplatz direkt am Tyrifjorden einen schönen Stellplatz für die Nacht. Wir sitzen vor dem Auto in der Sonne und genießen die Schaumküsse mit einem Cappuccino. Anschließend erfrischen wir uns mit einem Bad im Tyrifjorden. Nach dem Abendessen setzen wir uns zum Sonnenuntergang auf eine Bank am Steg des Campingplatzes und ich spiele Didgeridoo. Wir erfreuen uns an den herrlichen Lichtstimmungen und bleiben auch noch eine Zeit lang sitzen, als die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden ist.

Mittwoch, 21.09.2016: Der Tag begrüßt uns mit Nebel, der sich aber leider nicht auflöst, sondern in eine geschlossen Wolkendecke übergeht. So machen wir uns bei trübem Wetter auf der E16 auf den Weg gen Norden. In Hønefoss wollen einkaufen, finden jedoch keinen Supermarkt. Das erledigen wir dann etwas später direkt an der Strecke und in Fagernes machen wir auf einem Parkplatz am Strondafjorden eine Mittagspause und gehen ein Stück am See spazieren. Von hier aus folgen wir der Straße 51, die als Panoramastraße ins Hochgebirge des Jotunheimen Nationalparks führt. In Beitostølen beenden wir die heutige Fahrt etwas vorzeitig und hoffen auf besseres Wetter für die Fahrt in die Berge. Wir spazieren vom Campingplatz in den Ort und sehen den Benutzern einer „Rennbahn“ zu. In einer Art Go-Kart werden sie per Schlepplift auf den Berg gebracht und fahren dann ohne eigenen Antrieb nur mit Bremse und Lenkrad ausgestattet auf einer asphaltierten Bahn den Hang wieder runter. Am Office nutzen wir das WLAN, das leider nicht bis ins Auto reicht, zum Laden der Zeitung und Lesen von Mails. Wir beenden den Tag mit einem Film aus unserem Bord-Kino.

Donnerstag, 22.09.2016: Leider klappt es nicht mit der erhofften Wetterbesserung und wir machen uns bei leichtem Nieselregen auf den Weg ins Hochgebirge. Die Landschaft ist grandios und wir genießen den Ausblick auf den See Vinstri und einen weiteren Bergsee. Am Gjendesheim erreichen wir den Jotunheimen Nationalpark und gehen ein kleines Stück am Gjende-See entlang. Etwas weiter nördlich fahren wir auf einer schmalen Straße zum Parkplatz des Ridderspranget, einer etwa zwei Meter breiten Engstelle in der Schlucht des Bergflusses Sjoa. Über einen Pfad kommen wir direkt an das Wasser heran und verbringen einige Zeit mit Fotografieren und Filmen. Auf dem Rückweg machen wir auch im Wald noch einige Aufnahmen. Am Vågåvatn treffen wir auf die Straße 15, der wir ostwärts folgen. In Vågå tanken wir voll und essen ein riesiges „kleines“ Soft-Eis. Über die Nebenstraße durch das Vågårusti erreichen wir wieder die E6 und finden auf dem Toftemo Camping nördlich von Dovre einen schönen Platz direkt am Fluss Lågen, den wir gleich für zwei Nächte buchen. Von hier aus wollen wir in den nächsten Tagen den Rondane Nationalpark erkunden.

Freitag, 23.09.2016: Heute haben wir nur ein einziges Ziel, den Rondane Nationalpark. Der Rondane Nationalpark ist der älteste Nationalpark Norwegens und gehört zu den schönsten und beliebtesten Gebirgsregionen des Landes. Er ist zudem die Heimat des ältesten und reinsten wilden Rentierstammes. Die Landschaft des Rondane-Gebirges ist einfach nur als grandios zu bezeichnen. Von Dovre aus folgen wir der Ausschilderung ins Grimsdalen, mitten hinein in die Bergwelt des Rondane. An der Mautstelle biegen wir zunächst in Richtung der Gebirgshütte Haverdalseter ab. Am Hellberget wird Schiefer abgebaut und wir gehen ein Stück entlang der Piste spazieren und genießen die, trotz des etwas trüben Wetters, herrliche Aussicht. Die Piste zur Haverdalseter ist durch einen verschlossenen Schlagbaum versperrt – hier ist die Saison wohl schon zu Ende. Wir fahren weiter ins Grimsdalen und halten an der Grimsdalshytta, wo wir einen weiteren Spaziergang unternehmen. Die Piste mündet dann in die Straße 27, die den Namen Rondevegen trägt und im Osten am Rondane Nationalparks vorbeiführt. Am Fluss Atna bieten sich weitere herrliche Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft. Am Ufer des Atnasjø  bietet der Aussichtspunkt Sohlbergplassen einen geradezu außerirdisch schönen Blick auf die Gipfel des Rondane-Gebirges, die sich, bei gutem Wetter, auch noch im See Atnasjø spiegeln – traumhaft. Nur ein paar Hundert Meter weiter stärken wir uns im Atnasjø Kafe mit leckerem Kuchen bei herrlichem Ausblick auf die Berge. Wir folgen dem Rondevegen bis zur Einmündung in die E6. Hier im Gudbrandsdal sehen wir neben der Straße eine große Gruppe von Kranichen. Es schüttet wie aus Eimern und wir fahren ohne weitere Pause zu unserem Campingplatz nach Dovre zurück. Mit einem Film aus unserem Videobestand beenden wir den Tag.

Samstag, 24.09.2016: Nachdem wir unseren Roadrunner ent- und versorgt haben, ergänzen wir in Dovre unsere Vorräte. Anschließend folgen wir der E6 nordwärts und erreichen bei Hjerkinn die Hochebene des Dovrefjell, ein als Nationalpark unter Schutz gestelltes Gebirgsplateau. Die E6 führt auf landschaftlich sehr schöner Strecke durch das Drivdalen, mit dem tosenden Wildbach Driva, mitten durch den Nationalpark. Wir stellen den Roadrunner in Kongsvoll ab und wandern auf das Dovrefjell hinauf. Hier haben wir einen schönen Blick auf den 2.286 m hohen Snohetta, den höchsten Gipfel des Nationalparks. Und wir haben tatsächlich Glück und können eine Gruppe von acht Moschusochsen beobachten. Die Tiere wurden ab den 1930er Jahren aus Grönland importiert und bilden heute Europas einzige wild lebende Herde von  Moschusochsen. Es fängt an zu regnen als wir die Tiere aus gebührendem Abstand beobachten und der Regen bleibt uns auf dem gesamten Abstieg treu. Nach fast drei Stunden sind wir, etwas erschöpft aber glücklich, wieder am Auto. An einem Rastplatz direkt am Wildbach Driva machen wir eine verspätete Mittagspause und finden auf dem Campingplatz Smegarden, am Nordrand des Dovrefjell, einen Platz für die Nacht. Hier haben wir auch schon bei unserer letzten Norwegen-Tour vor zwei Jahren übernachtet. Wir nutzen die Gelegenheit zum Waschen unserer Wäsche.

Sonntag, 25.09.2016: Ich kann in der Nacht nur sehr schlecht schlafen, da mich eine  Mischung aus Muskelkater und Gelenkschmerzen quält. Wir verlassen heute das Hochgebirge und machen uns auf den Weg an die Küste. Die Straße #70 folgt der Schlucht der Driva in westlicher Richtung. Bei Gjøra knickt die Driva nach Nordwesten ab und führt durch das Sunndalen weiter. Wir fahren dabei immer am Nordrand des Dovrefjell Nationalparks entlang. Mit dem Sunndalsfjorden erreichen wir den ersten Ausläufer der Küste. Die Sonne kommt durch und es wird immer wärmer. Entlang des Ålvundfjorden und des Bergsøyfjorden erreichen wir die Gjemnessundbrua, die in Richtung Molde weiter führt. Wir nehmen stattdessen den 6 km langen Meerestunnel zur Insel Frei, an deren Nordwestende Kristiansund liegt. Wir fahren zum Aussichtsturm Varden und genießen den Ausblich über die Stadt, den Hafen, die Inseln und das Meer. Auf der Straße #64 fahren wir weiter und erreichen bei Kårvåg den Atlanterhavsvegen, der zum Teil über kleine, durch Brücken miteinander verbundene Inseln, an der Küste entlang führt und in Bud endet. An der besonders hohen Storseisundbrua gibt es einen Parkplatz und einen sehr schönen Bohlenweg entlang der Küste mit Blick auf die Brücke. In Bud finden wir auf dem Campingplatz einen schönen Stellplatz direkt an der Küste und genießen das sommerlich warme Wetter. Als ich die Campingstühle aus dem Kofferraum holen will hakt unser Auszug – ein Problem, dem wir uns in den kommenden Tagen annehmen müssen. Nach dem Abendessen sitzen wir noch bis zum Sonnenuntergang draußen.

Montag, 26.09.2016: In der Nacht fängt es an zu stürmen und zu regnen, aber wir können dennoch ganz gut schlafen. Am Morgen werden wir dann mit blauem Himmel und Sonnenschein begrüßt. Auf unserer Fahrt nach Molde halten wir für ein paar Fotos am Frænfjorden. Wir beginnen unseren Besuch der Rosenstadt Molde auf dem 407 m hohen Hausberg Varden und genießen das herrliche Panorama mit dem Moldefjord und den dahinter aufragenden (angeblich 87) Berggipfeln. In der Stadt stärken wir uns mit Kaffee und Kuchen und unternehmen dann einen kleinen Bummel. Besonders schön ist der Rosengarten auf dem Dach des Rathauses, den wir aufgrund eines Tipps von Heike besuchen. Mit einer Fähre fahren wir nach Vestnes auf die andere Seite des Moldefjorden und dann weiter in Richtung Ålesund. Am östlichen Stadtrand beziehen wir Quartier auf dem Volsdalen Camping. Der Versuch unsere Heckschublade zu reparieren scheitert, da wir an die „verklemmte“ Stelle nicht herankommen. Es gibt einen Schauer und wir machen es uns im Auto gemütlich. Mit einem spannenden Krimi aus unserem Archiv beenden wir den Tag.

Dienstag, 27.09.2016: Unseren Besuch von Ålesund beginnen wir auf dem 189 m hohen Hausberg Aksla. Von der Terrasse des Restaurants Fjellstua genießen wir den herrlichen Blick auf die über Inseln verteilte, vom Wasser umschlossene Stadt. Nachdem ein Brand 1904 die norwegentypisch aus Holz gebaute Stadt vernichtet hatte, wurde sie im damals populären Jugendstil wieder aufgebaut. So präsentiert sich Ålesund heute als die Stadt des Jugendstils. Besonders schön sind das Gebiet um den Apotekertorget und die markanten Speicherhäuser am Hafenbecken Brosundet. Wir stärken uns mit Kaffee und Kuchen und machen uns dann auf den Weg in Richtung Hellesylt. Eine Fähre bringt uns von Magerholm nach Sykkylven über den Storfjorden und dann am Sykkylvsfjorden entlang durch das Hevsdalen nach Stranda. Da das Wetter immer schlechter wird, beschließen wir hier zu bleiben und erst morgen zum Geirangerfjord weiter zu fahren. Nach einer Pause bummeln wir durch den Ort und ich finde in einem Laden einen schönen Pullover von Bergans, der mit muss. Nach dem Abendessen sehen wir uns noch einen Film aus unserem Archiv an.

Mittwoch, 28.09.2016: Es regnet die ganze Nacht und nach einer kurzen Pause am Morgen geht es weiter. In der Bäckerei von Stranda kaufen wir Kuchen für den Nachmittag und werfen noch einmal einen Blick auf den Nordalsfjorden. Am Fähranleger von Hellesylt entscheiden wir uns aufgrund des Wetters gegen eine Fahrt über den Geirangerfjord (ca. 80 €), die bei schönem Wetter sicherlich sehr lohnenswert ist. Wir fahren stattdessen über Stryn und Loen in das 20 km lange Oldedalen, an dessen Ende zwei Ausläufer des Jostedalsgletschers zu bestaunen sind. Der Jostedalsbreen ist mit mehr als 450 Quadratkilometern der größte Gletscher des europäischen Festlandes. Schon von weitem sind die weißen Hauben der umliegenden Gletscher und die spitze Zunge des Melkevollbreen zu erkennen. Da wir wegen Bauarbeiten an einer Brücke nicht bis zum Ende der Straße fahren können, machen wir auf dem Parkplatz des Melkevoll Campingplatzes eine Kaffeepause und essen den leckeren Kuchen aus Stranda. Anschließend lesen wir die Zeitung und hoffen, dass der Regen etwas nachlässt. Schließlich machen wir uns dann in voller Regenmontur auf die Wanderung zum Briksdalgletscher. Der Weg ist gut ausgebaut und der Blick auf die Gletscherzunge ist trotz des Wetters sehr eindrucksvoll. Es ist allerdings erschreckend, wie weit sich der Gletscher schon zurückgezogen hat. Nach zweieinhalb Stunden sind wir ziemlich nass wieder am Auto und finden einen schönen Stellplatz auf dem Olden Camping in Gytri, direkt am Oldevatn mit Blick auf den Melkevollbreen.

Donnerstag, 29.09.2016: Es regnet die ganze Nacht weiter, nur beim Entsorgen haben wir Glück und es bleibt ein paar Minuten trocken. Durch das Oldedalen fahren wir zurück an den Innvikfjorden, auf den wir von einem Aussichtspunkt noch einen Blick werfen. In Byrkjelo treffen wir auf die E39, der wir bis Moskog folgen und dann auf die Passstraße 13 abbiegen. Durch das Haukedalen geht es hinauf ins Gaularfjellet. Straßenführung und Landschaft können nur als spektakulär bezeichnet werden. Leider verhindert der Dauerregen viele grandiose Aussichten, die sich so nur erahnen lassen. Nicht umsonst trägt diese Strecke das Prädikat Norwegische Landschaftsroute. Am Likholefossen gehen wir zur Fallkante des Wasserfalls, die von einer schmalen Brücke überspannt wird. Pitschnass kommen wir zum Auto zurück und das liegt nicht am Wasserfall. In mehreren Haarnadelkurven geht es dann durch eine Landschaft, die den Trollstigen an Schönheit und Vielfalt deutlich übertrifft hinunter ins Tal des Sognefjorden. Wir kommen an zahlreichen Wasserfällen vorbei und immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke ins Tal. Mit einer Fähre geht es vom Fährhafen Tjugum bei Dragsvik zunächst nach Hella und dann weiter nach Vangsnes. Etwas weiter südlich beziehen wir auf dem Djuvik Camping Quartier. Der Regen ist heute unermüdlich und bleibt uns auch den Rest des Tages erhalten. Damit ist jetzt der zweite Tag in Folge praktisch komplett ins Wasser gefallen, wenn wir der Wetter-App auf dem iPad glauben wollen, wird es erst am Sonntag wieder besser – hoffen wir mal, dass es nicht so ist. Mit einem Film aus unserem Archiv beenden wir den Tag.

Freitag, 30.09.2016: Leider bleibt sich das Wetter treu und es regnet die ganze Nacht. Als wir beim Frühstück sitzen, gibt es mal eine Regenpause und über dem Sognefjord, dem „König der Fjorde“ entsteht ein Regenbogen. Der Sognefjord zieht sich bis zu 200 km ins Landesinnere und ist über 1.200 m tief. Hinter Vik schlängelt sich die Straße in das Ygnisdalsfjell hinauf und aus dem Regen wird Schnee. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fahren wir durch einen richtigen Schneesturm. Aufgrund des Wetters fotografieren wir aus dem fahrenden Auto heraus. In Vinje treffen wir auf die Straße E16, der wir südwärts folgen. Kurz vor Voss stürzt direkt neben der Straße der Tvindefossen über eine Klippe 150 m ins Tal. Wir begnügen uns mit einem Blick aus dem Auto weil bei diesem Wetter keine Fotos möglich wären. In Voss verlassen wir die E16 wieder und folgen weiterhin der 13 am Ufer des Sørfjorden entlang. Nach einer Mittagpause in Kinsarvik geht es südlich von Odda auf die E 134, der wir von nun an folgen. Direkt an der Straße liegt der imposante, 165 m hohe Låtefossen. Aufgrund der starken Regenfälle in den letzten Tagen rauschen hier unglaubliche Wassermassen zu Tal, viel mehr als bei unserem Besuch vor zwei Jahren. Gewaltiger Sprühnebel der Fälle und starker Regen lassen uns im Auto bleiben und auf den Versuch von Fotos verzichten. Serpentinen bringen uns auf die Hordalia-Bergstraße hinauf ins Røldalsfjellet. Bevor es wieder abwärts geht haben wir noch einen schönen Blick auf den Røldalsvatnet, an dessen nördlichem Ende der Ort Røldal liegt. Auf dem Seim Camping in Røldal finden wir einen Stellplatz für die Nacht. Im strömenden Regen richten wir uns ein und nutzen Waschmaschine und Trockner des Platzes zum Waschen unserer Wäsche. Obwohl es wetterseitig der bisher schlechteste Tag unsere Tour ist, haben wir immer wieder auch schöne Motive gefunden. Dennoch hoffen wir für morgen natürlich auf besseres Wetter.

Samstag, 01.10.2016: Es regnet nicht mehr und beim Frühstück haben wir einen schönen Blick auf den Røldalsvatnet. Wir verlassen Røldal und fahren auf der Straße 134 durch das Haukelifjell in östlicher Richtung. Das mit Neuschnee bepuderte Hochland und sonnige Wetter lassen die Speicherchips der Kameras zum Glühen bringen. Wir genießen das schöne Wetter und die herrliche Landschaft in der wir uns bewegen. In Haukeli biegen wir auf die Straße #9 ins Setesdal ab. Wir fahren durch die Hochebene Setesdalsheiene und halten immer wieder für weitere Fotostopps an. In Hovden kaufen wir ein und machen etwas weiter südlich am Hochmoor-Gebiet Fjellgardane eine Mittagspause. Bei einem anschließenden Spaziergang durch das Hochmoor bannen wir weitere Motive auf die Chips. Die Straße folgt dem Lauf des Otra-Flusses durch eine wirklich beeindruckende Landschaft. Zahlreiche Fotostopps lassen uns nur langsam vorankommen. Wir sehen uns den neuen Staudamm Sarvfossen an, der den Otra-Fluss aufstaut. Auf dem Campingplatz Sølvgarden in Rysstad finden wir einen schönen Platz direkt am Fluss. Herrliche Spiegelungen im Licht der tief stehenden Sonne bilden den fotografischen Höhepunkt und Abschluss dieses erlebnisreichen Tages.

Sonntag, 02.10.2016: Mit nur 2 Grad ist es heute Morgen sehr kalt aber dafür werden wir mit strahlend blauem Himmel mehr als entschädigt. Wir für ein paar Fotos gehen wir noch einmal an den Fluss. Wir fahren ein Stück auf der Straße #9 zurück und biegen dann in Richtung Brokke nach Westen ab. Auf einer eineinhalbspurigen Straße, der Verbindung zur Straße #45, fahren wir auf einer landschaftlich sehr beeindruckenden Strecke zunächst durch die Urdvassheii und dann durch das Flogdalen. Hinter Suleskar biegen wir dann auf den nur noch einspurigen Lysefjordveien ab, der auf 31 km nach Lysebotn an den Lysefjord führt. Wir genießen die herrliche Landschaft und machen an der Kjerag-Hytta eine Pause, stärken uns mit einer leckeren Waffel. Von hier haben wir einen Blick auf Lysebotn und das Ende des Lysefjords. Was wir sehen, macht uns keine Lust auf die weitere Abfahrt in den Ort. Wir verzichten auf die letzten Haarnadelkurven und kehren an dieser Stelle um. Bei Svartevatn erreichen wir die Straße #45 und fahren durch das Hunnedalen, Øvstabødalen und das Dirdalen an den Høgsfjorden. Mit der Fähre überqueren wir den Fjord von Lauvvik nach Oanes und werfen vom Parkplatz des Lysefjordsenteret einen ersten Blick auf den Fjord und die Lysefjordbrua. Auf dem Preikestolen Camping finden wir einen schönen Stellplatz für die Nacht und wollen morgen, 16 Jahre nach unserem ersten Besuch, noch einmal den Aufstieg auf den Preikestolen in Angriff nehmen.

Montag, 03.10.2016: Vom Campingplatz aus erreichten wir nach ca. 4 km den gebührenpflichtigen Parkplatz an der Preikestol Fjellstue. Von hier aus führt ein 4 km langer Weg zum Preikestolen, einer Felskanzel, die sich mit ihrem flachen Plateau 604 m über den Lysefjord erhebt. Der Weg, der 334 Höhenmeter zu überwinden hat, ist seit unserem letzten Aufstieg im Jahr 2000 deutlich verbessert worden. In den vergangenen Jahren hat man sogar Sherpas aus Nepal eingeflogen, um den Weg weiter auszubauen. Er ist immer noch kein Spaziergang und es ist mehr ein Klettern über Felsen als ein Gehen. Wir brauchen mit zahlreichen Foto- und Erholungspausen zweieinhalb Stunden bis wir den Prediktstuhl erreicht haben. Die Aussicht auf den Lysefjord ist schlichtweg grandios, besonders wenn man sich an die Kante des Plateaus legt und über 600 m senkrecht nach unten blickt. Zudem haben wir bestes Wetter und können die atemberaubende Aussicht in vollen Zügen genießen. Nachdem wir zahlreiche Fotos (sogar Selfies) gemacht und uns gestärkt haben, treten wir den Rückweg an. So erreichten wir beide ziemlich kaputt nach fünfeinhalb Stunden und 9,5 km wieder den Parkplatz. In der Preikestol Fjellstue stärken wir uns mit einem Stück Kuchen und fahren anschließend zum Preikestolen Camping zurück. Im Roadrunner erholen wir uns von den Anstrengungen des Tages und sehen uns einen Film aus unserem Archiv an.

Dienstag, 04.10.2016: In Jørpeland füllen wir unsere Vorräte wieder auf und sehen uns südlich von Tau die prähistorischen Felszeichnungen (Helleristninger) in Solbakk an. Etwa 40 Figuren aus der Bronze-Zeit sind hier in einen großen Felsen geritzt. Es handelt sich vor allem um Schiffe aber auch Ringe und Spiralen sind zu finden. Die Helleristninger in Solbakk enthalten als einzige in Norwegen Darstellungen von zwei verschiedenen Schiffstypen, was darauf schließen lässt, dass sie um mehrere hundert Jahre zeitversetzt angebracht wurden. Von Tau aus fahren wir mit der Fähre in 45 Minuten über den Boknefjord nach Stavanger. Ich stehe am Bug und kann während der Überfahrt 4 Delphine beobachten, die kurz mit der Fähre um die Wette schwimmen. Der Fähranleger befindet sich mitten in der Stadt. Am Skansekaien finden wir einen Parkplatz für den Roadrunner und gehen am Skagenkaien entlang in die Stadt. Vom Kai fällt unser Blick auf die Holzhäuser von Gamle Stavanger, die aus dem 17. und 18. Jh. stammen und sorgsam restauriert und unter Denkmalschutz gestellt wurden. Wir bummeln durch die Stadt zum alten Feuerwachturm Valbergtårnet hinauf. Über kopfsteingepflasterte Gassen gehen wir zum Hafen zurück. Ich kann noch in einem ausgestellten Tesla Elektroauto probesitzen – schon nicht schlecht, wenn der Preis nicht wäre. Wir verlassen Stavanger auf der Straße #44 in südlicher Richtung. In Bryne beziehen wir Quartier auf einem kostenlosen Wohnmobilstellplatz auf dem Gelände des Reisemobilhändlers Abobil. Wir sehen uns die ausgestellten Fahrzeuge an und kaufen einen neuen Stöpsel für unser Spülbecken. In einem Supermarkt holen wir uns ein Eis und gehen auf dem Rückweg in ein Möbelgeschäft. Da uns die gestrige Wanderung immer noch in den Knochen steckt, machen wir es uns beizeiten im Roadrunner gemütlich. Zum Abschluss des Tages gibt es wieder einen Film aus dem Bordkino.

Mittwoch, 05.10.2016: Wir folgen der Straße #44 weiter in Richtung Egersund. In der Ognabucht parken wir den Roadrunner vor dem Campingplatz und gehen durch die Dünen an den Strand. Wellen und Strandgut aller Art geben schöne Fotomotive ab und wir genießen wieder einmal am Meer zu sein. Die Nordsjovegen - Nordseeweg genannte Straße entwickelt sich zu einer der eindrucksvollsten Strecken Südnorwegens. Eine wild zerklüftete Küste, gewaltige, von Gletschereis und Erosion gerundete Felsbuckel, enge Schluchten, Moorseen und Tümpel, beeindruckende Szenerien eröffnen sich entlang des Weges. Zweimal, 2000 und 2014 sind wir diese Strecke schon gefahren, so dass wir uns heute für einen Abstecher ins Hinterland entscheiden. Nach einer Mittagspause in Egersund folgen wir der Straße #42 durch das Gyadalen nach Tonstad. Hier kaufen wir noch ein paar Sachen ein und fahren dann am Ufer des Sirdalsvannet südwärts. In Skeide, am Ufer des Lygne, biegen wir auf die Straße #43 ab, der wir durch das Lyngdal zurück bis zur Küste folgen. Einen Stopp machen wir am Kvåsfossen und beenden unsere heutige Etappe auf dem Wohnmobilstellplatz (Bobilcamp) von Farsund. Hier gibt es auch noch ein kostenloses WLAN, das wir zum Lesen unserer Mails und zum Zugriff auf die deutschen Nachrichten nutzen. Der freie Blick auf die schöne Fjordlandschaft am Lyngdalsfjorden ist ein weiteres Highlight dieses Platzes, der mit 200 Norwegischen Kronen allerdings fast genauso teuer ist wie ein Campingplatz.

Donnerstag, 06.10.2016: Wir beginnen den Tag mit einem Bummel durch Farsund und fahren dann auf der Straße #43 bis zu ihrem Ende am Leuchtturm Lista fyr. Nachdem der Leuchtturm auf die Speicherchips gebannt ist, geht es auf gleicher Strecke zurück. In Lyngdal treffen wir wieder auf die E39 und fahren in Richtung Kristiansand weiter. Unsere nächste Station ist Mandal, die südlichste Stadt Norwegens. Wir stärken uns mit Kaffee und Kuchen und schlendern anschließend über die Hafenpromenade und durch das autofreie Zentrum dieser hübschen Kleinstadt am Mandalfluss. Bevor wir weiter fahren, essen wir noch ein Softeis. Hinter Kristiansand finden wir auf dem Hamre Familiecamping einen Platz für unsere letzte Nacht in Norwegen. Nachdem wir uns eingerichtet haben spazieren wir über den Platz und zum Strand Hamresanden hinunter. Über WLAN sehen wir einen Film im Livestream des ZDF – irgendwann braucht man wirklich keinen Fernseher mehr.

Freitag, 07.10.2016: In einem Supermarkt gegenüber vom Campingplatz kaufen wir noch ein paar Sachen ein und fahren dann in die Innenstadt von Kristiansand. Quadratisch, praktisch, gut – so dachte wohl König Christian IV., als er 1641 seine neue Handelsstadt mit schachbrettartiger Straßenführung anlegen ließ. Kvadraturen, wie der zentrale Stadtteil Kristiansands bis heute heißt, ist das pulsierende Herz einer geschäftigen Großstadt. Wir beginnen unseren Besuch am Fischmarkt, gehen weiter zur Festung Christiansholm, die 1674 von König Frederik III. von Dänemark angelegt wurde und dann in die Altstadt. Angeblich handelt es sich um das größte in Holz gebaute Stadtviertel in ganz Europa. Rund um die Domkirche, die nach einem Brand 1885 neu errichtet wurde, ist eine einzige Baustelle. In der Kirche probte gerade eine Organistin und wir hören ein paar Minuten zu. In einem Shopping-Center stärken wir uns mit Baguette und Brot, ehe wir zum Auto zurückgehen. Wir fahren das kurze Stück zum Fährterminal und vertreiben uns die Zeit bis zur Abfahrt der SuperSpeed 1 mit Lesen und Angry Birds. Zehn Minuten früher als geplant legt die Fähre ab und wir bleiben solange an Oberdeck bis Kristiansand am Horizont verschwindet. Wir bekommen noch einen Platz im Buffet-Restaurant und schlemmen in den verschiedensten Leckereien. Der Seegang macht den Weg zum Buffet allerdings etwas beschwerlich. Pünktlich erreichen wir Hirtshals und fahren zum Stellpatz auf der Doggerbanke. Inzwischen werden für den ehemals kostenlosen Platz 75 Kronen pro Nacht fällig. Wir sehen uns einen Film auf dem iPad an, den ich eigentlich für die Fährfahrt nach Göteborg heruntergeladen hatte.

Samstag, 08.10.2016: Wir können gut schlafen und decken uns beim örtlichen Bäcker mit Leckereien für die Fahrt ein. Wir wollen am Fuß des Leuchtturms noch einen Strandspaziergang machen geraten aber in einen heftigen Schauer, so dass wir diesen Plan bereits nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Es stürmt und es gibt immer wieder einen Schauer, so dass wir relativ schnell auch den Plan aufgeben, noch eine Nacht in Dänemark zu übernachten. Mit einer ausgiebigen Kuchenpause fahren wir durch und sind um kurz vor 16:00 Uhr nach knapp 3.400 km wieder zuhause. Wir entladen das Auto und werden von Brunhilde mit einem Glas Sekt empfangen – was für eine Begrüßung. Mit dem Verstauen der Sachen und einem ersten Waschgang sind wir den Rest des Tages beschäftigt.

Ein toller Urlaub mit wunderschönen Herbstfarben und, bis auf die drei Tage Dauerregen, auch sehr gutem Herbstwetter, liegt hinter uns. Norwegen hat uns wieder super gefallen und es war mit Sicherheit nicht die letzte Reise in dieses phantastische Land.

 
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